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Warum sollte man Zug-Toiletten tracken?

11. Juni 2025

Seit fast zehn Jahren werden sicherheitsrelevante Bauteile, Komponenten und Züge bei den ÖBB mit GS1 Identifikationsnummern (SGTIN, GIAI) und GS1 Datenträgern (GS1 DataMatrix, EPC/RFID) ausgezeichnet. 

Ein nicht zu vernachlässigender Bereich bei Personenzügen sind die WC-Anlagen. Um einen hohen Reisekomfort garantieren zu können, sind funktionierende Toiletten wesentlich. Daher werden diese einmal im Jahr ausgebaut, gereinigt und gewartet. 

Wartung und Reparaturen verfolgen

Zur Erhöhung der Qualität und um Kosten zu sparen, werden diese nun „verfolgt“, indem auf jeder einzelnen Toilette ein RFID Tag mit einem GIAI zur Objektidentifikation aufgebracht wird. 

Im Zuge der Reparatur werden nun alle getauschten Ersatzteile und Komponenten direkt einem WC zugeordnet und in einer Datenbank erfasst. Zusätzlich werden alle Events, wie Auftragsabschluss, Lagerort, Transport und letztendlich der Einbauort (Fahrzeug), aufgezeichnet. 

„Damit ist erstmalig eine durchgängige Dokumentation über den Lebenszyklus einer Vakuumtoilette möglich“, erklärt der zuständige Techniker der ÖBB Daniel Pfister.

 

Wussten Sie, dass ...

... im Bahnbereich nicht nur Züge und ihre Komponenten mit GS1 Nummern gekennzeichnet werden, sondern auch Infrastrukturelemente wie Signale, Weichen, Steuerungen etc.?

Tags mit Identifikationsnummern von GS1

Eine besondere Herausforderung waren die Leseprobleme im Bereich Lager und Transport durch die Spezialverpackungen aus Styropor. 

Die Leistung der EPC/RFID Tags (UHF) war nicht ausreichend, um ein Lesen durch die Verpackung zu ermöglichen. Tests mit dem Tag-Lieferanten ergaben, dass stärkere Tags notwendig sind. Dies führte dazu, dass erstmals Dual-Tags (UHF und NFC) bei den ÖBB zur Anwendung kommen. 

 

Der Vorteil von Dual-Tags ist die Weiterverwendung der vorhandenen Lesegeräte und die zukünftige Möglichkeit des Auslesens mit NFC-fähigen mobilen Endgeräten wie Mobiltelefon, Tablet etc.

Bei Dual-Tags ist die GS1 Identifikationsnummer vierfach aufgebracht, was ein Maximum an Lesesicherheit gewährleistet:

  • In der Klarschriftzeile für das menschliche Auge
  • Im GS1 DataMatrix Code für optische Lesegeräte (Scanner)
  • Im EPC/RFID (UHF) Format für RFID Lesegeräte
  • Im NFC (HF) Format für mobile Endgeräte

GS1 Standards im Bahnwesen: Nächste Schritte

Bis jetzt wurden folgende Bauteile und Komponenten gekennzeichnet und erfasst: Drehgestelle, Radsätze, Bremsteile, Puffer, Zugeinrichtungen, Kompressoren und Lufttrocknungsanlagen. An der Kennzeichnung weiterer Komponenten wird bereits gearbeitet. 

„Das Projekt Bauteilserialisierung und -verfolgung wird um die Klimaanlagen und Energieversorgungsgeräte erweitert“, sagt der Projektleiter ÖBB Christian Gruböck. Der nächste Schritt ist die Datenauswertung, um in der Instandhaltung die richtigen Teile zum richtigen Zeitpunkt zu tauschen und so Kosten zu senken, ohne dass die Qualität darunter leidet. 

Facts & Figures: ÖBB-Bauteile mit GS1-Kennzeichnung

  • Bei den ÖBB gibt es ca. 1.900 Vakuumtoiletten, die regelmäßig gewartet werden. Bisher wurden über 300 davon gekennzeichnet und erfasst.
  • Seit 2016 wurden über 150.000 Teile und Komponenten mit einer GS1 Identifikationsnummer (SGTIN, GIAI) von den ÖBB ausgezeichnet bzw. gekennzeichnet angeliefert und in einer Datenbank erfasst.
  • Ca. 75 % der Lokomotiven, Waggons und Triebwagen (der Personen- und/oder Güterzüge) wurden mit einem EPC/RFID Tag (GIAI mit europäischer Vehikelnummer) versehen.
  • Seit 2022 werden bereits alle neuen Fahrzeuge mit EPC/RFID Tags ausgeliefert.
  • In Zukunft sollen alle sicherheitsrelevanten Zukaufsteile mit einer weltweit eindeutigen Nummer (GIAI oder SGTIN) ausgezeichnet werden.

Glossar: GS1 Nummern für das Bahnwesen

  • SGTIN = serialisierte GTIN (Global Trade Item Number); die GTIN wird zur Identifikation einer Handelseinheit verwendet.
  • GIAI = Global Individual Asset Identifier; der GIAI wird zur ­Identifikation von Vermögensgegenständen verwendet.
  • EPC = Electronic Product Code; EPC ist ein Identifikationsschema für die universelle Identifikation physischer Objekte durch RF (Radiofrequenz) Tags und zusätzliche Mittel.
  • RFID = Radio Frequency Identification; eine Technologie, die elektromagnetische Felder oder Wellen im Radiofrequenzbereich zur automatisierten Identifikation und Verfolgung von an Objekten angebrachten Tags nutzt
  • NFC = Near Field Communication; RFID Übertragungsstandard über kurze Strecken

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