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Standards schließen den Kreislauf

19. Dezember 2019

Experten sind sich einig: Zukunftsweisende Lösungen für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft setzen gemeinsame Standards voraus.

Der signifikante, globale Anstieg des Verbrauchs natürlicher Ressourcen und die daran gekoppelte Abfallmenge gehören zu den größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Die Frage, wie wir den Ressourcenverbrauch reduzieren und anfallenden Abfall sinnvoll verwerten können, ist bereits seit einigen Jahren zentrales Thema in Gesellschaft und Politik. Ein Lösungsansatz dazu ist das Konzept der Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) mit dem klaren Ziel, Rohstoffe innerhalb eines geschlossenen Kreislaufs so wieder zu nutzen und zu recyceln, dass am Ende kaum noch Abfälle entstehen.
Mit dem 2018 in Kraft getretenen Kreislaufwirtschaftspaket zielt auch die EU auf die Förderung europaweiter Kreislaufführung von Rohstoffen und auf die Erhöhung der Sammel- und Recyclingquoten ab. Handel und Industrie trifft dies vor allem beim Thema Verpackung: So sollen zum Beispiel fast drei Viertel aller Verpackungsmaterialien bis 2030 recycelt werden. Aus diesem Grund setzt auch ECR Austria als übergreifende Plattform der FMCG-Branche mit ihren Aktivitäten einen starken Fokus auf den Kreislauf der Verpackung. Den Startschuss dafür bildete die Gründung der „ECR Circular Packaging Initiative“ mit der fachlichen Expertise der FH Campus Wien.

Jeder Teilnehmer der Wertschöpfungskette sollte mit dem selben System arbeiten.

Manfred Tacker, Fachbereichsleiter für Verpackungs- und Ressourcenmanagement, FH Campus Wien

Gemeinsam Standards setzen

Als Plattform für die Zusammenarbeit von Handel und Industrie hat ECR Austria drei Initiativen ins Leben gerufen, die sich mit den Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft beschäftigen. Darunter fallen bestehende Guidelines für die Recyclingfähigkeit von Verpackungen zu screenen, zu analysieren und gemeinsame, breit akzeptierte Standards für die FMCG-Branche abzuleiten. Eine weitere Arbeitsgruppe zieht ergänzend hierzu die direkten und indirekten Umweltwirkungen, wie zum Beispiel ökobilanzielle Bewertungen und Produktschutz, in Betracht. In der dritten Arbeitsgruppe der Initiative geht es darum, die notwendigen Informationen der Verpackungsdaten sowie die automatisierte Abbildung in Rahmen des Stammdatenaustausches zwischen Handel und Industrie festzulegen. Denn heute werden schon von Herstellern sowohl konsumenten-relevante Daten (wie z. B. Zutaten, Allergene) als auch Logistik-Daten (z. B. Gewicht, Ausmaße) zentral zur Verfügung gestellt.
„Eine funktionierende Kreislaufwirtschaft erfordert die Verknüpfung eines physischen Produkts mit der Information dazu. Nur so kann es im Kreislauf gehalten werden“, erklärt Gregor Herzog, GS1 Austria Geschäftsführer, die Rolle von Standards in der Kreislaufwirtschaft. Die Erarbeitung solcher Standards hat sich die „ECR Circular Packaging Initiative“ zum vorrangigen Ziel gesetzt. Mit dem FH Campus Wien hat ECR Austria zudem einen Partner mit höchster fachlicher Expertise mit ins Boot geholt. Manfred Tacker, Fachbereichsleiter für Verpackungs- und Ressourcenmanagement an der FH Campus Wien, sieht es als oberste Aufgabe, „Lösungen zu finden, die zu einer Standardisierung führen“. So sieht es auch Thomas Zechner, ECR Co-Chairman Handel, denn „Kreislaufwirtschaft kann nur gemeinsam funktionieren“.

Diese Initiative ist ideal aufgestellt, um Empfehlungen und Richtlinien für die gesamte Wertschöpfungskette auszuarbeiten und sich so über gemeinsame Standards zu verständigen.

Alfred Schrott, ECR Co-Chairman Industrie

Ist Plastik böse?

Man kann Kunststoffverpackungen nicht gleich von Haus aus verdammen, wenn zum Beispiel aus einer Flasche wieder eine Flasche wird. Oder eine in Plastik eingepackte Gurke: diese ist mittels Schutzfolie 14 Tage haltbar, ohne jedoch im Schnitt nur drei Tage. Daher nimmt die Aufklärung über die Rolle der Verpackung bei den Konsumenten einen wesentlichen Stellenwert ein. „Wenn man optimiert, muss man sich beispielsweise auch über den Verbrauch der Ressourcen Gedanken machen. So kann es durchaus sein, dass ein Produkt zwar die Vorgaben der Kreislaufwirtschaft erfüllt, aber möglicherweise viel mehr CO2 produziert.“ gibt Manfred Tacker zu bedenken.

Kreislaufwirtschaft kann nur gemeinsam funktionieren.

Thomas Zechner, ECR Co-Chairman Handel

Große Herausforderungen

Nur rund 11 % der österreichischen Bevölkerung können laut einer aktuellen Gallup-Studie mit dem Begriff „Kreislaufwirtschaftspaket“ etwas anfangen. Die Aufgabe von Industrie und Handel ist es, Begriffe und Konzepte in eine für den Konsumenten verständliche Sprache zu bringen und zeitgleich einfache Lösungen für die aktuellen Herausforderungen zu finden. Denn die Qualität der Produkte darf sich nicht verändern und auch der Preis muss aus Konsumentensicht weiterhin stimmen. Die Gallup-Studie bestätigt, dass der Kunde nicht bereit ist, mehr zu bezahlen. Auch wird deutlich, dass die Gesetze hier zum Teil den technischen Möglichkeiten voraus sind.
Es ist ganz klar, dass es noch viele Hürden und Herausforderungen rund um die Zukunft der Verpackung zu meistern gilt. Daher sieht auch Manfred Tacker die Hauptaufgabe im Bestreben der ECR Verpackungsinitiative darin, „ein GPS zu finden, um diese Kreislaufwirtschaft führen zu können“.
www.ecr-austria.at

Transparent verpackt dank GS1 Standards

Die Anzahl der Unternehmen, die ihren gesamten Wertschöpfungsprozess mittels GS1 Standards abbilden, hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Das bedeutet, dass nicht nur die verarbeitenden Industrieunternehmen, sondern auch die Produzenten der Verpackung und der Rohmaterialien sämtliche Produkte mit einer GTIN (Global Trade Item Number) kennzeichnen und diese inklusive der dazugehörigen Chargennummer in die Systeme einpflegen. „Dadurch ist sowohl der Kreislauf des Produkts als auch der Verpackung durchgängig abgebildet. Der gesamte Wareneingangsprozess bleibt damit sowohl auf Lieferanten- als auch auf Industrieseite bis hin zum Endkunden transparent“, erklärt Alexander Peterlik, Business Development Manager von GS1 Austria. So kommt z. B. die GTIN eines bepfandeten Leergutes bereits heute schon im Rahmen der unterschiedlichen Pfandlösungen als eindeutiger Identifier zum Einsatz und wird auch in der GS1 Sync Datenbank eingepflegt. Ein weiterer Vorteil dieser klaren Struktur ist auch, dass die technischen und produktspezifischen Daten eindeutig einer GTIN zugeordnet werden können. Damit ergibt sich im gesamten Kreislauf der Vorteil, dass vom Einkauf und Wareneingang über Produktion, Versand und Verkauf bis hin zur Entsorgung immer alle Daten über die jeweilige GTIN erfasst werden. GS1 Austria unterstützt die Unternehmen sowohl auf physischer Ebene, also bei der gesamten Kennzeichnung der Produkte, als auch auf virtueller Ebene, wie beispielsweise beim Datenaustausch und bei strukturierten Nachrichten.

 

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