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Wer hat's erfunden?

Gut Ding braucht Weile. Obwohl sich heute kaum mehr jemand die Welt ohne Strichcodes vorstellen kann, glaubte vor 65 Jahren niemand so recht an deren Erfolg. Der Erfinder des Strichcodes, Norman Joseph Woodland, ist kürzlich im Alter von 91 Jahren in den USA gestorben.

Als Pfadfinder lernte Norman Joseph Woodland den Morsecode, der später die Grundlage für seine Erfindung des Strichcodes werden sollte. Er studierte Maschinenbau, im Zweiten Weltkrieg arbeitete er als technischer Assistent, später als Dozent an der Drexel University. 1948 hörte sein Kollege Bernard Silver, wie ein Supermarktleiter den Dekan befragte, wie an der Kasse automatisch Produktinformationen abgefragt werden könnten, damit ein besseres System für die Kontrolle der Lagerbestände vorhanden wäre. Der Dekan hatte Vorbehalte, aber Silver erzählte Woodland davon. Silver und Woodland entwickelten ein System, das Produktinformationen mit fluoreszierender Tinte auf Waren druckte und mit ultraviolettem Licht auslas. Es erwies sich aber aufgrund der Kosten als unpraktikabel für den Masseneinsatz. Berichten zufolge saß Woodland tagsüber am Strand, als ihm der Morsecode wieder in den Sinn kam und er mit vier Fingern Linien in verschiedenen Abständen in den Sand zeichnete. Rückblickend beschrieb er: „Das klingt wie ein Märchen. [...] Ich rief: Ha, da habe ich jetzt vier Linien und die könnten breit oder schmal sein – statt [wie beim Morsen] Punkte und Gedankenstriche.“ Woodland und Silver entwickelten daraufhin ein kreisförmiges Muster aus unterschiedlich dicken Ringen, das heute als Vorläufer des Strichcodes gilt.

 

Patent im Jahr 1952
1952 ließen sie sich ihre Idee mit den schwarz-weißen Strichen, die aus dem Handel heute nicht mehr wegzudenken sind, patentieren – das sogenannte „Woodland und Silver Patent“ – und verkauften es für 15.000 US-Dollar an das Elektronikunternehmen Philco. Der erste Strichcode bestand aus vier weißen Linien auf dunklem Hintergrund. Damit konnten sieben verschiedene Artikel klassifiziert werden.
Mit zehn Linien konnten bereits 1.023 verschiedene Artikel codiert werden. Das größte Problem war jedoch, den Strichcode abzutasten. Erste Geräte waren viel zu sperrig. Es dauerte daher noch weitere zwei Jahrzehnte, bis handliche Scanner zum Einsatz kamen, die den Strichcode lesen konnten. IBM beteiligte sich erst 1971 am weiteren Ausbau, als Woodland nach North Carolina versetzt wurde, wo er eine Schlüsselposition bei der Entwicklung des Universal Product Code (UPC) innehatte. Erst damit wurde der Strichcode alltagstauglich.


Wal-Mart machte Druck
Zum Erfolg wurde der Strichcode unter anderem auch, weil die US-Supermarktkette Wal-Mart entsprechenden Druck ausübte, dass der Code 1973 eingeführt wurde. Ein Zehnerpack Wrigley's-Kaugummi wurde als erstes Produkt mit einem UPC-Barcode von einem Laserscanner an der Kassa erfasst. In Europa wurde 1976 eine ähnliche Variante als EAN (European Article Number) übernommen. In Österreich war es die Supermarktkette Billa, die im Jahr 1979 zwei Filialen mit Scannern ausrüstete und damit eine Pionierrolle einnahm. Bis dahin war der Code auch unter Lieferanten nicht sehr verbreitet. 1992 wurde Woodland von US Präsident George H. W. Bush mit der Nationalen Technologie-Medaille ausgezeichnet. 2011 wurde er in die „National Inventors Hall of Fame“ aufgenommen – gemeinsam mit seinem Kollegen Silver, der bereits 1963 verstarb. Woodland starb am 9. Dezember 2012 nach Angaben seiner Tochter an Komplikationen im Zusammenhang mit seiner Alzheimer-Erkrankung.

 

 

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