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Engagement lohnt sich

15. Juni 2019

Die erfolgreiche Entwicklung eines Standards ist immer auch abhängig von der aktiven Beteiligung seiner zukünftigen Anwender.

Standards sind in unserem Leben allgegenwärtig und eine ihrer größten Stärken ist, dass man sie im Idealfall gar nicht bemerkt. Am einfachsten wird ihre Bedeutung dort verständlich, wo es sie nicht gibt, beispielsweise bei internationalen Schuhgrößen oder Steckdosen. Wie entstehen aber überhaupt Standards? Dazu muss zuerst einmal unterschieden werden, ob es sich tatsächlich um einen Standard oder um eine Norm handelt (siehe Tabelle). So stehen bei der Entwicklung eines Standards vor allem die Anwender und deren Bedarf, bestimmte Prozesse möglichst effizient abzuwickeln, im Mittelpunkt. Darauf basierend entwickelt auch GS1 seit jeher seine globalen Standards gemeinsam mit Partnern und Experten aus Branchen, die diese in der Praxis einsetzen. Somit treiben die Anwender der GS1 Standards den Wandel der Prozesse voran.

Standard oder Norm - was ist der Unterschied?

Die beiden Begriffe werden im Alltag gerne in einem Atemzug verwendet. Um technische und betriebswirtschaftliche Informationen richtig zu verstehen, bedarf es jedoch einer korrekten Unterscheidung beider Begriffe:

Normen (z. B. ISO, CEN)

Standards (z. B. GS1)

allgemeine Begriffsdefinition

Eine Norm bezeichnet die Formulierung, Herausgabe und Anwendung von Regeln, Leitlinien oder Merkmalen durch eine anerkannte Organisation und deren Normengremien. Sie sollen auf den gesicherten Ergebnissen von Wissenschaft, Technik und Erfahrung basieren und auf die Förderung optimaler Vorteile für die Gesellschaft abzielen. Die Festlegungen werden mit Konsens erstellt und von einer anerkannten Institution angenommen.

Ein Standard ist eine vergleichsweise einheitliche oder vereinheitlichte, weithin anerkannte und meist angewandte Art und Weise, etwas herzustellen oder durchzuführen, die sich gegenüber anderen Arten und Weisen durchgesetzt hat. Standards sind nicht durch ein offizielles Normengremium verabschiedet, sondern wurden von Unternehmen einer Branche definiert. GS1 gestaltet globale Standards zur Verbesserung von Wertschöpfungsketten und setzt dies auch um. GS1 Standards sind offen, d. h., sie sind öffentlich verfügbar und werden von allen Interessierten weiterentwickelt.

… werden von allen interessierten Kreisen gemeinsam erarbeitet und mithilfe eines öffentlichen Einspruchsverfahrens verabschiedet. Dieses Einspruchsverfahren wird von einer anerkannten Normungsorganisation durchgeführt (z. B. Austrian Standards International). … basieren auf der Beteiligung von Einzelgruppen oder Teilen interessierter Kreise, und die Verabschiedung der erarbeiteten Dokumente erfolgt meist ohne Einbeziehung der Öffentlichkeit.
… beruhen auf gesicherten Ergebnissen von Wissenschaft, Technik und Erfahrung. Sie beziehen sich auf Produkte und Anwendungen, die bereits über eine gewisse Marktreife verfügen.

… werden von Praktikern einer bestimmten Branche aufgrund von konkreten Bedürfnissen definiert.

… vereinfachen darüber hinaus auch Geschäftsprozesse (z. B. Supply Chain Standards).

… entstehen im Konsens eines öffentlichen Einspruchsverfahrens und werden daher auch von staatlichen Stellen in Bezug genommen. … beruhen auf der Einigung der beteiligten Kreise zur Erreichung eines gemeinsamen Verständnisses oder einer Systemkompatibilität.
ZIEL: Den aktuellen Stand von Technik und Sicherheit zu definieren und den Herstellern als Anforderung zur Verfügung zu stellen. ZIEL: Steigerung der Effizienz und Effektivität von Geschäftsprozessen innerhalb und zwischen den Unternehmen
der jeweils betroffenen Branche.

 

 

 

Die optimale Ausgangssituation

Die Entwicklung von Standards erfolgt bei GS1 grundsätzlich auf zwei Ebenen: der globalen und der nationalen Ebene. Dabei werden zuerst alle Standards und Anwendungen in einem exakt definierten Prozess entwickelt, dem Global Standards Management Process (GSMP). Dieser bezieht Vertreter der betroffenen Branchen ein und ermöglicht nicht nur eine konsensorientierte Entwicklung und Einführung neuer Standards, sondern auch eine Anpassung an neue Gegebenheiten oder gesetzliche Anforderungen. Einige dieser globalen Standards müssen im Anschluss daran auch noch für die zweite „österreichische“ Ebene adaptiert werden. Ein Beispiel hierfür ist die elektronische Rechnung (EDI-Nachricht INVOIC). Deren Rahmen wurde auf globaler Ebene standardisiert und für Österreich gemäß den gesetzlichen Vorschriften im Abgabenänderungsgesetz 2012 und UStG angepasst. Bei diesen nationalen Anpassungen spielen vor allem diverse Arbeitsgruppen sowie der GS1 Beirat eine Rolle, wo Standards vor allem in Hinblick auf aktuelle wirtschaftliche, technische und gesetzliche Entwicklungen diskutiert und beurteilt werden. „Durch den regelmäßigen Austausch dieses Expertengremiums aus den Bereichen Gewerbe, Industrie und Handel können GS1 Standards in immer mehr Branchen und Firmen eingesetzt und somit eine Win-win-win-Situation generiert werden“, so Sabine Thaler, Vorsitzende des GS1 Beirats und Geschäftsführerin von Grüne Erde.

Es war für uns sehr wichtig, von Anfang an bei der Entwicklung von GS1 Sync beteiligt zu sein und dadurch das Datenprofil für Österreich mitgestalten zu können.

Franz Pfeifer, Leiter Qualitätsmanagement Maresi Austria GmbH

Reif für einen Standard?

Die Gründe für die Entwicklung neuer Standards sind sehr unterschiedlichen Ursprungs. So gibt es oft einen speziellen wirtschaftlichen Bedarf, wie das Beispiel der elektronischen Rechnung zeigt, deren digitale Umsetzung auf gesetzlichen Vorschriften basiert. Aber auch wenn es um das Thema Stammdaten geht, wo der ursprüngliche Bedarf in der gesetzeskonformen Abwicklung der LMIV 1169/2011, einer EU-Verordnung, liegt. Mit GS1 Sync hat GS1 Austria dafür eine auf Standards basierende Stammdatenplattform entwickelt, die inzwischen weit über die Zurverfügungstellung von Produktdaten hinausgeht und womit heute auch Marketingdaten, B2B-Daten und Produktabbildungen ausgetauscht werden. Mit dem jüngsten Beispiel von GS1 Austria, dem Rückverfolgbarkeitsservice GS1 Trace, stehen wiederum die Supply Chain-Sicherheit und der damit steigende Informationsbedarf, etwa zur Herkunft von Rohprodukten, im Fokus. Auch dafür werden globale Standards wie GLN (Global Location Number) und GTIN (Global Trade Item Number) genutzt. Der Bedarf an Standards ist aber nicht nur in der FMCG-Branche gegeben. So zeigt sich dieser u. a. auch im Gesundheitswesen, wo Standards beispielsweise zur Umsetzung der heuer in Kraft getretenen EU-Arzneimittelfälschungsrichtlinie (FMD) ihre Anwendung finden. Im Bereich eGovernment wiederum bilden GS1 Standards heute die Grundlage für eine moderne und effiziente Verwaltung.

In Arbeitsgruppen kann man schnell viel voneinander lernen und versteht dabei die gegenseitigen Anforderungen.

Günter Heimbuchner, Leiter Logistik und technischer Einkauf S.Spitz GmbH

Einer für alle, alle für einen

Die erfolgreiche Implementierung eines Standards hängt vor allem von der aktiven Einbringung der zum jeweiligen Anlassfall betroffenen Branchen und Unternehmen ab. Zu diesem Zweck organisieren GS1 Austria und ECR Austria in regelmäßigen Abständen Arbeitsgruppen, in denen Vertreter aus Handel, Industrie und Dienstleistung spezielle Themen beleuchten und zukunftsweisende Lösungen für die gesamte Branche erarbeiten. So zum Beispiel die von ECR Austria geführte „Serviceplattform Stammdaten“, die dem optimalen und effizienten Austausch von Stammdaten zwischen Händlern und Herstellern dient. Dass es absolut Sinn macht, aktiver Teil dieser Arbeitsgruppen zu sein, wissen auch deren Teilnehmer, wie etwa Franz Pfeifer, Leiter Qualitätsmanagement der Maresi Austria GmbH: „Es war für uns sehr wichtig, von Anfang an bei der Entwicklung von GS1 Sync beteiligt zu sein und dadurch das Datenprofil für Österreich mitgestalten zu können.“ Klar im Vorteil sieht sich dabei auch Sarah Levonyak, Gruppenleiterin Operations WARE I – Data&Logistik Management/PPM bei der REWE International AG: „Wenn wir uns bei diesen Themen einbringen, können wir das Boot mitsteuern und sind nicht nur Passagiere. Die Gestaltung kostet Zeit, stiftet aber enormen Nutzen für unser gesamtes Unternehmen und den Handel.“ Warum der österreichische Nahrungsmittel- und Getränkehersteller S.Spitz in der Anwendung von GS1 Standards als absoluter Pionier gilt, lässt sich mit Sicherheit ebenfalls auf dessen aktive Teilnahme in verschiedenen Arbeitsgruppen zurückführen. Davon ist auch Günter Heimbuchner, Leiter Logistik und technischer Einkauf bei der S.Spitz GmbH, überzeugt: „In Arbeitsgruppen kann man schnell viel voneinander lernen und versteht dabei die gegenseitigen Anforderungen.“ Für GS1 Austria steht laut Geschäftsführer Gregor Herzog rund um die Entwicklung von Standards vor allem im Vordergrund, „nicht nur die Technologie, sondern wirklich gute, d. h. in der Praxis anwendbare Lösungen bereitzustellen. Es ist uns wichtig, dass ein Standard auch gelebt wird“.
 

  • 28,6 % 

der Unternehmer sehen fehlende Normen und Standards als Hemmnis der digitalen Transformation.

  • 90 %

der Standardisierung findet auf europäischer und internationaler Ebene statt.

 

  • 2.500

Personen arbeiten weltweit an GS1 Standards für effiziente und sichere Supply Chains.

 

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