Zum Newsroom

Artikel

PPWR: So packen wir es an!

9. September 2025

Weniger Müll, mehr Recycling. Das ist das oberste Ziel der EU-Verpackungsverordnung PPWR, die vor allem für die Verpackungsindustrie einige Herausforderungen mit sich bringt. Das GS1 System bereitet mit seinen drei wichtigsten Säulen – Identifikation, Kennzeichnung und Datenaustausch – den Weg dafür.

Wussten Sie, dass jede Europäerin und jeder Europäer jährlich fast 190 kg Verpackungsmüll erzeugt? 

Grundsätzlich spielen Verpackungen in unserem Alltag eine wichtige Rolle – sei es zum Schutz von Produkten während des Transports oder etwa zur Bereitstellung wichtiger Verbraucherinformationen. Allerdings werden ihre Auswirkungen auf die Umwelt angesichts der wachsenden Herausforderung durch Verpackungsmüll zunehmend kritisch hinterfragt. 

Der europäische Weg zu nachhaltigen Verpackungen

Insbesondere auf europäischer Ebene hat dies zu einem deutlichen Vorstoß auf dem Weg zu nachhaltigen Verpackungslösungen geführt, um den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft zu beschleunigen. Die entsprechenden Ziele für diesen Weg wurden von der EU-Kommission in einer speziellen Verordnung, der Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR),­ festgehalten. 

Diese Verordnung bringt für Hersteller, Importeure und Händler erhebliche Veränderungen mit sich, die sowohl strategische als auch operative Anpassungen der gesamten Lieferkette erfordern. 

GS1 Standards bilden eine wesentliche Grundlage für die Einhaltung der künftigen Vorschriften, da sie den Akteuren der Branche ermöglichen, transparente und zuverlässige Produkt- und Verpackungsdaten über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg auszutauschen. 

 

Die Rolle von GS1 in der Kreislaufwirtschaft

Seit fast 50 Jahren helfen Standards von GS1 dabei, Prozesse effizient und kostengünstig zu gestalten. In einer zirkulären Wirtschaft sind Standards wichtiger als je zuvor, denn es gibt viele Beteiligte, die Informationen benötigen – ob Konsumenten, Recycler oder Reparaturbetriebe.

Mehr über GS1 Standards für die Kreislaufwirtschaft der EU

Die PPWR im Überblick

PPWR steht für „Packaging and Packaging Waste Regulation“, also die „Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle“. 

  • Es handelt sich um eine EU-Verordnung, die am 11. Februar 2025 in Kraft getreten ist.
  • Die PPWR zielt darauf ab, die Umweltauswirkungen von Verpackungen zu reduzieren und eine Kreislaufwirtschaft für Verpackungen zu fördern.
  • Unternehmen haben eine 18-monatige Übergangsfrist zur Umsetzung der neuen Vorgaben, bevor die PPWR am 12. August 2026 verbindlich wird.

Schwerpunkte der PPWR

  • Vermeidung und Reduktion von Verpackungsabfällen, insbesondere durch Förderung von Wiederverwendungs- und Nachfüllsystemen
  • Recyclingfähigkeit aller Verpackungen: Bis 2030 sollen alle Verpackungen auf dem EU-Markt wirtschaftlich sinnvoll recycelbar sein.
  • Erhöhung des Einsatzes von recyceltem Kunststoff in Verpackungen
  • Verringerung von Neumaterialien und Erreichung der Klimaneutralität des Sektors bis 2050

Richtungsweisende Informationen dank GS1

GS1 in Europe und seine europäischen GS1 Mitgliedsorganisationen haben dieses Thema im Hintergrund bereits längst „angepackt“ und stellen Informationen bereit, die der Verpackungsindustrie und der produzierenden Industrie die Erfüllung der komplexen Anforderungen wesentlich erleichtern sollen. 

So z. B. das kürzlich veröffentlichte Whitepaper „Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR) and GS1 Standards“. 

„Damit wollen wir aufzeigen, wie die Verpackungsindustrie ihren Kunden sämtliche Daten sowie definierte Attribute automatisiert und standardisiert zur Verfügung stellen kann, um in weiterer Folge die künftigen gesetzlichen Anforderungen im Rahmen der PPWR rascher und effizienter abwickeln zu können“, erklärt Alexander Peterlik, der als Business Development Manager von GS1 Austria – gemeinsam mit seinem Kollegen Raimund Waginger vom GS1 Sync Team – maßgeblich an der Entstehung dieses wegweisenden Dokuments beteiligt war. 

 

Arbeitsgruppe „Verpackungsstammdaten"

Dem vorangegangen sind die Ergebnisse der ECR Arbeitsgruppe Verpackungsstammdaten, aus der die Guideline „Verpackungsstammdaten“ hervorging.

Mehr über die „Herausforderung Verpackungsstammdaten"

Handlungsbedarf für ­die Verpackungsindustrie

Mit den in diesem Whitepaper definierten Datensets wurde die Basis geschaffen, um zukünftig standardisierte Informationen zu den einzelnen Verpackungsartikeln zwischen der Verpackungsindustrie und der produzierenden Industrie austauschen zu können. 

Als nächster Schritt liegt es nun jedoch an der Verpackungsindustrie, sich hier noch aktiver in eine Umsetzung und Nutzung der erarbeiteten Attribut-Datensets einzubringen. 

Die produzierende Industrie wiederum nutzt die von den Verpackungsherstellern erhaltenen Informationen zu den einzelnen Verpackungskomponenten in ihren internen Systemen wie auch im GDSN (Global Data Synchronization Network) bzw. im darauf basierenden Stammdatenpool GS1 Sync

Dadurch reduziert sich der manuelle Nachbearbeitungsaufwand für die Stammdaten des Verkaufsartikels, und die Übermittlung eines kompletten Artikelstammdatensatzes inklusive Informationen zu den Verpackungskomponenten an den Handel wird ermöglicht. Dies erforderte eine Erweiterung der bisherigen Attribute in GS1 Sync. 

PPWR: Daran arbeitet GS1

Verpackungsdaten in GS1 Sync

Diese Erweiterung folgt mit dem GS1 Sync November-Release: Hersteller und Händler können künftig die Materialzusammensetzung ihrer Verpackungen deutlich präziser darstellen. Möglich macht dies das neue Attribut „Verpackungsmaterial: Elementcode“, das die Beschreibung einzelner Verpackungskomponenten wie Flasche, Verschluss oder Etikett erlaubt – inklusive Angabe des jeweiligen Rezyklatanteils. 

Im Unterschied zur bisherigen Lösung, bei der Materialien nur als Gesamtsumme der Verpackung erfasst wurden, können nun die eingesetzten Materialien und Mengen je Verpackungselement separat angegeben werden. Dies schafft nicht nur mehr Transparenz in der Lieferkette, sondern unterstützt auch nachhaltigkeitsbezogene Anforderungen und gesetzliche Berichtspflichten sowohl bei Markenartikeln als auch bei Handelseigenmarken.

L-MW-Arbeitsgruppe „PPWR Fokus Mehrweg"

Auch der Logistikverbund-Mehrweg (L-MW) setzt derzeit einige Aktivitäten rund um die PPWR, die sich speziell auf die Erarbeitung von Branchenlösungen zum Thema „Mehrweg statt Einweg“ konzentrieren. So wird etwa heuer die Arbeitsgruppe „PPWR Fokus Mehrweg“ gestartet, die die Auswirkungen der PPWR auf den Mehrwegsektor und insbesondere Sekundärverpackungen untersucht.

Auch die bereits laufende Arbeitsgruppe „Mehrweg 2 Go“, die sich nachhaltigen Lösungen für Getränkebecher sowie Mehrweggeschirr widmet, fußt auf den Vorgaben der PPWR zur Erfüllung von Mehrwegquoten.

GTIN als Basis für Upstream

Ein weiteres großes Potenzial von GS1 Standards für die Umsetzung der PPWR liegt in der Optimierung der logistischen Prozesse im Upstream-Bereich, also bei den Verpackungsmaterialien, den Rohstoffen oder Vorprodukten, die von Lieferanten an Hersteller geliefert werden. 

Hier geht es vor allem um die Verknüpfung eines physischen Produkts mit der entsprechenden Information. Als Basis dienen die GTIN (Global Trade Item Number) und die GLN (Global Location Number). 

Darüber hinaus trägt im Zuge eines solchen Upstream-Projekts auch das GS1 Transportetikett erheblich zu beschleunigten Wareneingangsprozessen bei. Hierzu empfiehlt sich, ein detailliertes GS1-konformes Lieferantenhandbuch zur Verfügung zu stellen. 

Elektronischer Datenaustausch

Auch der auf GS1 Standards basierende Elektronische Datenaustausch (EDI) bietet unzählige Möglichkeiten. Der Beschaffungs- und Anlieferprozess von Verpackungen wird mittels EDI-Nachricht begleitet und damit schnell und effizient abgewickelt. 

Die nötigen Werkzeuge, in dem Fall die „gemeinsame Sprache“, für die Umsetzung und Einhaltung der PPWR liegen hiermit also vor. Jetzt heißt es nur noch: „Anpacken!“ 

GS1 Informationsmaterial zur PPWR

Dieses von GS1 in Europe und seinen europäischen GS1 Mitgliedsorganisationen erstellte Dokument informiert Unternehmen, wie GS1 Standards zur leichteren Erfüllung der PPWR genutzt werden können.

Wie man GDSN nutzt, um Informationen über Verpackungen in Europa auszutauschen

Excel-Dokument mit einem Überblick zu technologieunabhängigen Datenattributen, die bei der Einhaltung der PPWR unterstützen

 

Neue Darstellung von Verpackungsangaben in GS1 Sync

GS1 Sync AttributInhalt
Verpackungsart(BO) Flasche
Verpackungsebene1
Recyclingprozess(RECYCLABLE) - Recycelbar
Recyclingfähigkeit: Bemessungsstandard(tbd) – tbd
Recyclingfähigkeit: Wert100 %
 

1. Durchlauf Verpackungselement

GS1 Sync AttributInhalt
Verpackungsmaterial: Elementcode(MAIN_PACKAGE_TYPE) - Hauptkörper
Verpackungsmaterial: Code(PET) - Polypropylen
> Menge/Maßeinheit30 GRAMM
> Rezyklatanteil97 %
 

2. Durchlauf Verpackungselement

GS1 Sync AttributInhalt
Verpackungsmaterial: Elementcode(CAP) - Deckel, Verschluss
Verpackungsmaterial: Code(Polymer_HDPE) - Hart -oder Niederdruckpolyethylen (HDPE)
> Menge/Maßeinheit15 GRAMM
> Rezyklatanteil0 %
 

3. Durchlauf Verpackungselement

GS1 Sync AttributInhalt
Verpackungsmaterial: Elementcode(LABEL) - Etikett
Verpackungsmaterial: Code(PAPER_PAPER) - Papier
> Menge/Maßeinheit2 GRAMM
> Rezyklatanteil0 %

Das könnte Sie auch interessieren

GS1 Austria Newsletter

Aktuelle Stories, News, Tipps & Tricks und vieles mehr rund um GS1 Austria und unsere Standards, Strichcodes und Services. In unserem Newsletter erfahren Sie es als Erster!

PPWR

Ihr Ansprechpartner

Haben Sie Fragen rund um den Einsatz von GS1 Standards zur Erfüllung der PPWR? Kontaktieren Sie uns gerne. Wir freuen uns auf Ihre Nachricht und beraten Sie kostenlos und unverbindlich!