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Auf dem Weg zur zirkulären Wirtschaft

9. September 2024

So wie sich Produkte künftig länger im Kreislauf bewegen sollen, so beweglich zeigen sich auch GS1 Standards: Die Entwicklung des Digitalen Produktpasses zur Erreichung einer Kreislaufwirtschaft stellt für GS1 einen Transformationsprozess dar – vom linearen hin zum zirkulären Standard.

Am 22. Juli 2024 wurde laut EU-Klimawandeldienst Copernicus auf unserer Erde der heißeste Tag der Geschichte gemessen. Der Klimawandel schreitet rasch voran und zahlreiche daraus resultierende Umweltauswirkungen sind sicher auch dem intensiven Ressourcenverbrauch der letzten 50 Jahre geschuldet. 

Was es nun braucht, ist ein Wandel unserer Wegwerfgesellschaft, in der abgebaut, hergestellt, verbraucht und weggeworfen wird, hin zu einer ökologisch nachhaltigen und ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft

Die Transformation betrifft uns alle

Das bedeutet eine Transformation in allen Bereichen unserer Gesellschaft: Wertschöpfungsnetzwerke müssen neu gedacht und die Materialeffizienz in allen Stufen des Lebenszyklus berücksichtigt werden

Für produzierende Unternehmen bedeutet dies vor allem einen weiteren großen Schritt in Richtung Digitalisierung, um den dafür notwendigen Austausch an Daten voranzutreiben. Denn auch die EU verfolgt mit dem Green Deal, der Europa bis 2050 zum klimaneutralen Kontinent machen soll, klare Ziele und hat dazu entsprechende Verordnungen erlassen.

 

Regulatorien zur Kreislaufwirtschaft in der EU

Rund um den European Green Deal wurden eine Reihe an verschiedenen Regulatorien veröffentlicht. Hier erfahren Sie mehr darüber.

 

(Öko-)Design für eine zirkuläre Wirtschaft

Beispielsweise wurde, aufbauend auf die 2009 in der EU in Kraft gesetzte Ökodesign-Richtlinie (zur umweltgerechten Gestaltung von energieverbrauchsrelevanten Produkten), am 28. Juni 2024 eine neue Verordnung nicht nur für energieintensive Produkte erlassen, sondern für praktisch alle Waren, die in der EU in Umlauf gebracht werden. 

Die Ziele dieser Verordnung (Ecodesign for Sustainable Products Regulation, kurz ESPR) sind eine Verringerung der negativen Umweltauswirkungen von Produkten und eine verbesserte Funktionsweise des Binnenmarkts. 

Dabei gilt es, eine Reihe von Anforderungen umzusetzen, unter anderem die Bereitstellung von Informationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette und somit des gesamten Lebenszyklus eines Produkts in einem Digitalen Produktpass (DPP).

 

Infografik: Die Jeans im Kreislauf

Mithilfe des Digitalen Produktpasses kann sowohl der Endkunde als auch die Gesetzgebung zu jeder Zeit Informationen zum gesamten Lebenszyklus eines Produkts einsehen. 

Dadurch wird die Entscheidung des Konsumenten für den Kauf ökologisch nachhaltiger Waren künftig erleichtert.

Ein Pass für mehr Nachhaltigkeit

Der Digitale Produktpass soll künftig Verbrauchern dabei helfen, ökologisch verantwortungsbewusste Kaufentscheidungen treffen zu können. Wirtschaftsteilnehmer und verschiedene andere Akteure der Wertschöpfungskette erhalten damit Zugang zu einschlägigen Informationen und Behörden wiederum soll die Erfüllung ihrer Aufgaben erleichtert werden. 

In einem ersten Schritt wird der DPP in der ESPR benannte Produktkategorien wie Textilien und Schuhe, Reifen, Elektronikprodukte oder Waschmittel abdecken, danach soll er sukzessive auch auf andere Sektoren ausgeweitet werden. 

Für Industrie- und Fahrzeugbatterien gibt es in Form des „Batteriepasses“, der ab 18. Februar 2027 mit einem verpflichtend angebrachten QR-Code eingeführt wird, bereits den ersten Vorreiter. 

 

Haben Sie Fragen rund um den DPP?

Warum brauchen wir den Digitalen Produktpass? Ab wann wird der DPP verpflichtend eingeführt? Antworten auf diese und weitere Fragen haben wir für Sie zusammengefasst.

 

Voraussetzungen für eine zirkuläre Wirtschaft

Was aber genau braucht es, damit solch ein Digitaler Produktpass künftig auch tatsächlich funktioniert? 

Vor allem eine eindeutige Kennung von Produkten als wesentliche Voraussetzung für eine Rückverfolgbarkeit entlang der Lieferkette. Und darüber hinaus auch einen entsprechenden Datenträger, der diese Informationen zugänglich macht“, erklärt GS1 Austria Geschäftsführer Gregor Herzog, der sich in seiner Funktion als Vice Chair von GS1 in Europe mit diesem Thema bereits seit Jahren beschäftigt. 

Womit wir auch schon bei der Rolle von GS1 wären …

Die Rolle von GS1 Standards

Die Informationen eines Digitalen Produktpasses müssen maschinenlesbar, durchsuchbar sowie strukturiert sein. 

 
Foto von Gregor Herzog, Geschäftsführer von GS1 Austria © Petra Spinola

Genau hier hat GS1 mit seinen offenen und globalen Standards enorm viel zu bieten. Sie ermöglichen Interoperabilität und somit auch Unabhängigkeit von Solution Providern. Dank GS1 Standards hat jeder Teilnehmer der Wertschöpfungskette zu jeder Zeit die für ihn relevanten Daten zur Verfügung.

Gregor Herzog, Geschäftsführer, GS1 Austria

 

Dabei handelt es sich etwa konkret um 

  • die Nutzung eindeutiger Identifikationen wie der Global Trade Item Number (GTIN), 
  • einheitlicher Produkt-, Verpackungs- und Rückverfolgbarkeitsdaten oder 
  • GS1 Standards zur Anwendung von Datenträgern zur Kodierung der ID und weiterer Daten (z. B. 2D-Codes oder RFID Tags) sowie 
  • eine Verlinkung zu produktrelevanten Informationen im Internet (etwa mit dem GS1 Digital Link)

Aus diesem Grund ist GS1 auch an mehreren Arbeitsgruppen und Projekten zur Umsetzung der DPPs beteiligt. Dazu gehört etwa Austrian Standards International (ASI), welches an das Europäische Komitee für Normung CEN/CENELEC delegiert, das mit der Entwicklung der DPP-Architektur beauftragt wurde. 

 

CIRPASS-2

Das EU-Projekt CIRPASS-2 möchte nicht nur ein branchenübergreifendes Verständnis für den Digitalen Produktpass schaffen, sondern auch Informationen für die Europäische Kommission und Anwender erarbeiten. 

Aktuell wird an der Entwicklung funktionierender Digitaler Produktpässe in einer realen Umgebung gearbeitet. 

Mehr über das CIRPASS-Projekt

Aus linear wird zirkulär

„Unsere Herausforderung liegt nun vor allem darin, die bestehenden und bisher linearen GS1 Standards an die Gegebenheiten anzupassen und daraus einen weltweit gültigen Kreislaufstandard zu entwickeln“, erläutert Gregor Herzog. 

„Da geht es beispielsweise um Details, wie etwa rechtliche Verantwortlichkeiten durch die Identifikation der Wirtschaftsteilnehmer für Reparatur und Wiederaufbereitung (Stichwort ‚refurbished‘) mittels geeigneter Identifikationsstandards zu lösen. Was bedeutet, dass wir als Standardisierungsorganisation 50 Jahre nach der Einführung des Barcodes vor einem großen Technologiesprung stehen.“ 

Was bedeutet das für Unternehmen?

Für GS1 Austria als Servicestelle gilt es für Herzog dabei vorrangig, „Unternehmen bei diesem Transformationsprozess zu begleiten, um die bereits eingeführten GS1 Standards auch für den DPP anzuwenden“. Mit dem dringenden Appell an die Industrie, „sich schon jetzt intensiv mit diesem Thema zu beschäftigen und erste Maßnahmen zu setzen“

Denn der Digitale Produktpass wird kommen, um zu bleiben, und uns der Klimaneutralität hoffentlich einen riesigen Schritt näherbringen. 

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