In wohl kaum einer anderen Branche hat das Thema Sicherheit einen höheren Stellenwert als im Gesundheitswesen. Schließlich geht es hier um das Wohl des Menschen, sprich die Patientensicherheit.
FMCG und Gesundheitswesen: Gemeinsame Herausforderungen
Auch in der FMCG-Branche – vor allem bei frischen Lebensmitteln, die unmittelbar unsere Gesundheit beeinflussen – wird das Thema Sicherheit immer wichtiger. Verbraucher erwarten zunehmend Transparenz und höchste Qualitätsstandards.
Gleichzeitig machen globale, komplexe Lieferketten, technologische Innovationen sowie neue Risiken wie Klimawandel eine lückenlose Kontrolle unerlässlich. Unternehmen stehen unter steigendem Druck, sowohl regulatorische Anforderungen zu erfüllen als auch das Vertrauen ihrer Kunden zu sichern.
Wie das funktionieren kann? Dafür lohnt es sich, einen Blick auf das Gesundheitswesen zu werfen, das mit der Einführung von 2D Codes im Rahmen der EU-Fälschungsschutzrichtlinie (FMD) im letzten Jahrzehnt große Maßstäbe gesetzt hat. Die daraus gewonnenen Erfahrungen liefern wertvolle Impulse für den FMCG-Sektor – technologisch, strukturell und strategisch.
Alles über 2D Codes
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2D Codes: Sicherheit für Patienten und Konsumenten
Hinter der Einführung von serialisierten 2D Codes standen im Gesundheitswesen klare Ziele: die Erhöhung der Patientensicherheit sowie die erhebliche Reduktion von gefälschten rezeptpflichtigen Arzneien und deren Verifikation am Point of Sale bzw. Point of Care.
Im 2D Code GS1 DataMatrix befindet sich die eindeutige Identifikation von Arzneimitteln, bestehend aus der GTIN (Global Trade Item Number), der randomisierten Seriennummer, dem Verfallsdatum und der Chargennummer. Dieser wird direkt in der Produktion aufgebracht, also nicht vorgedruckt.
Verifikation der 2D Codes im Gesundheitswesen
Die entsprechende Verifikation der einzelnen serialisierten Verpackungen erfolgt schließlich über eine zentrale europäische Datenbank (EMVS), in der alle europäischen Hersteller vor dem Inverkehrbringen die serialisierten Identifikationsdaten hochladen. In Österreich koordiniert AMVS für Großhandel und Apotheken die lokale Verifikation.
Diese Form der Rückverfolgbarkeit schützt nicht nur vor Fälschungen, sondern steigert die Transparenz entlang der gesamten Lieferkette. Ein Prinzip, das sich auch auf den FMCG-Bereich übertragen ließe, da ja auch hier die Sicherheit rund um Produktrückrufe, Herkunftsnachweise oder Allergeninformationen im Fokus steht.
Wussten Sie, dass ...
Das Fundament für die Rückverfolgbarbarkeit wurde seitens GS1 Austria unter anderem bereits mit dem Service GS1 Trace gelegt, das die chargengenaue Rückverfolgbarkeit eines Produkts entlang der Wertschöpfungskette ermöglicht.
Dennoch bleibt das volle Potenzial der 2D Codes in der FMCG-Branche heute noch vielfach ungenutzt.
Herausforderungen im FMCG-Bereich
Das Umfeld im Retailbereich ist deutlich heterogener: viele Akteure, schnellere Prozesse, hohe Volumina, knappe Margen. Im Gegensatz zur Pharmabranche gibt es keine regulierende Gesetzgebung. Dadurch eröffnet sich ein großer und unkontrollierter Umsetzungsspielraum – vom einfachen QR Code bis hin zu komplex codierten Verpackungen.
Um dies zu verhindern, wird es künftig auch im FMCG-Bereich abgestimmte Branchenstandards brauchen. Hier sind Interessensvertretungen, große Unternehmen und auch GS1 als Standardisierungsorganisation gefordert, gemeinsame Mindestanforderungen zur Identifikation zu definieren: Welche Informationen sind verpflichtend? Wer verarbeitet sie? Und wer trägt die Verantwortung?
Tipp: Wohin geht die Reise bei Strichcodes?
Welche Potenziale eröffnen 2D Codes und welche Stolpersteine sollte man bei der Einführung berücksichtigen? Über diese und weitere Fragen hat sich GS1 Trace-Leiter Christian Lauer im Interview mit der Chefredakteurin des CASH-Handelsmagazins unterhalten.
Das Gespräch ist online zum Nachhören verfügbar:
Auch wenn der Handel ab Anfang 2028 „2D Code-fit“ sein soll, liegen dennoch große Herausforderungen entlang der gesamten Supply Chain vor. Einerseits auf technischer Seite, wie beispielsweise die Anpassung von Produktionslinien oder die Anschaffung neuer Drucker, andererseits wird man sich auch damit auseinandersetzen müssen, für welche Produkte welcher Code zweckmäßig ist.
Das bedeutet, dass für Produkte mit ähnlichen Ansprüchen an Sicherheit und Rückverfolgbarkeit wie Arzneimittel – beispielsweise Waren aus dem Frischebereich wie Fleisch oder Gemüse – ein serialisierter 2D Code (z. B. GS1 DataMatrix oder QR Code mit GS1 Digital Link) sinnvoll ist. Für andere wiederum, wie etwa für eine simple Konservendose, wird möglicherweise der bisherige EAN-13 Strichcode ausreichend sein.
Fazit: Vorbild Gesundheitswesen
Am Beispiel des Gesundheitswesens zeigt sich die Stärke eines standardisierten Systems in einem kontrollierten europaweiten Umfeld.
Alleine in Österreich werden jährlich ca. 150 Millionen rezeptpflichtige Arzneipackungen an über 2.000 berechtigten Ausgabestellen (darunter Apotheken, Hausapotheken führende Ärzte und Großhändler) auf Echtheit anhand der Seriennummern geprüft. Europaweit sorgen mehr als 2.500 Unternehmen mit dem qualitätsgesicherten Druck von GS1 DataMatrix Codes auf Produktverpackungen für einen reibungslosen Ablauf.
Damit haben 2D Codes im Gesundheitswesen längst bewiesen, was sie können:
Sie machen Produkte sicher, Prozesse effizient und Informationen transparent. Die perfekte „Blaupause“ für die FMCG-Branche liegt somit vor – nun braucht es nur noch Mut zur Umsetzung, Klarheit in der Kommunikation und eine Zusammenarbeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Denn: Sicherheit wird in der Lebensmittel- und FMCG-Branche künftig kein Nice-to-have, sondern ein zentraler Wettbewerbsfaktor sein. 2D Codes sind der Schlüssel dazu.